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Max u. Clara Müller, Herbert u. Flora Müller, Themar, an Willi Müller, Palästina, u. Meinhold Müller, Schweden, den 11. Mai 1941
Lieber Meinhold u. Willi!
Vorgestern erhielten wir Eure Briefe. Dein Brief Nr. 4 lieber Willi hat uns ganz besonders erfreut. Hoffentlich ist Dein Furunkel, lieber Meinhold, wieder völlig ausgeheilt. War es denn so schlimm, daß Du ins Krankenhaus mußtest? Wird Dein Krankenhausaufenthalt wirklich vom Hilfskomite bezahlt?? Hat der Furunkel alles Böse von Dir mit weggenommen u. hoffentlich war dies nun Dein letzter Krankenhausaufenthalt. — Nun Eure Fragen, ob Herbert u. Flora noch bei uns sind. Leider ja! Sie können vorläufig nicht fort u. haben viele Leidengefährten, die alle das amerikanische Einwanderungsvisum vom Konsulat erhielten. Es liegt nämlich an der Schiffspassage, die sehr schlecht funktioniert. Nur von Lissabon aus war Abfahrt möglich und seit kurzem stellt Portugal kein Durchreisevisum mehr aus, die Gründe sind unbekannt. Dadurch sitzen die Auswanderer fest. Die Leute sind alle sehr mißgestimmt, was man sich denken kann. Es geht vielen so, unter anderem Bella [Goldmeier] aus Fulda. Seit kurzem geht Herbert wieder an seine Arbeit in der Ziegelei. Der Hilfsverein ist laufend bemüht, eine Schiffslinie auszumachen, auch über Schweden soll die Ausreise versucht werden. Das wäre ja eine Freude für Euch, wenn Herbert u. Familie über Schweden reisen würden, es fragt sich nur, ob wir rechtzeitig Nachricht geben könnten. Lieber Meinhold, es dürfen Negative von Bildern jetzt nicht verschickt werden. Lieber Willi, wir würden uns auch freuen, mit einer Portion Schafskäse, wir haben solchen noch nie gegessen und würden ihn gerne einmal schmecken. Hörst Du manchmal etwas von Werner? Tante Else [Nussbaum, geb. Müller] ist für nächste Woche auch zum Konsulat vorgeladen. Sie wird wohl auch ein Visum erhalten u. kann eben so wenig etwas damit anfangen, wegen der unmöglichen Schiffspassage, wie so viel andere. Ich weiß nicht ob wir Euch schon geschrieben haben, daß Herbert u. Flora (deren Mutter ist zur Zeit in Berlin) jetzt bei uns wohnen? Ihr Haus oben haben sie vermietet, untere Etage an Onkel Max [Max Müller I], der sein Haus verkauft hat u. die obere Etage an Markus Rosenberg. Sonst ist hier nichts von Interesse passiert, das Leben geht hier seinen gewohnten Gang. Vorige Woche habe ich unseren Garten gegraben, der mir nun Arbeit verschafft. Es ist nur bei uns anhaltend kalt, so daß die Vegetation keine Fortschritte macht. So, mein Pensum ist geschrieben. Seid herzlich gegrüßt von Eurem Papa
Lieber Meinhold, l. Willi!
Wir waren sehr erfreut deine Handschrift l. Willi mal wieder zu sehen. Könntest Du nicht öfters mal schreiben? Es interessiert mich daß du mit Bertha Oppenheim schreibst. Der Berni u. ihre beiden Töchter sind ja auch im Land u. zwar in deinem Bund vielleicht kannst Du sie mal sprechen. Lieber Meinhold, es tut mir so leid, daß Du immer mit dieser Knotengeschichte zu tun hast, trinke doch einmal eine Zeit lang, jeden Morgen früh einen Blutreinigungstee. Wir wollen bald einmal die l. Oma im Heim in Hannover besuchen. Tante Laura [Müller, die Frau von Sebald Müller] ihre Oma wird in diesem Monat 100 Jahre alt. Der Norbert Sander ist leider gestorben. Ich schreibe Euch später über seinen Tod. Da lieber Herbert und Flora auch noch schreiben wollen, so sende ich Euch nur noch recht herzliche Grüße, Eure Euchliebende Mama.
Lieber Meinhold, l. Willi!
Wir freuen uns immer so sehr über Eure Berichte. Schön, dass Ihr Euch wohl fühlt. Ich arbeite wieder, hoffe aber doch noch, dass ich bald mit l. Flora u. Mutter meinen Tätigkeitsbereich verlegen kann. Vielleicht fahren wir über Schweden, das wäre doch eine großartige Sache. Wir haben eine ganz junge Katze im Haus, soll ich sie mal zur Ansicht schicken? Sonst haben wir immer noch viel Schreiberei mit den Auswanderungsangelegenheiten, einmal wird’s doch zum guten Ende führen? L. Meinhold, vor 6 Jahren hatte ich auch mal so eine Furunkelserie, ein hiesiger Arzt hat mir 2 Spritzen gemacht, dann habe ich nicht wieder gemerkt. Sieh zu, dass Du sie auch los gründlich los wirst. Habt Ihr beide l. Alberts Adresse noch? Für heute herzl. Grüße Euer Euchliebender Grusser
Liebe Jungens! Das war aber ein Fest, als Eure beiden Briefe ankamen. Ja. l. Bill, wir haben seit 4. März das U.S.A.Visum und auch alle anderen nötigen Papiere, bezahlte Schiffsplätze u. doch noch keine Reisemöglichkeit. Doch wir hoffen fest, daß sich bald ein Weg findet u. wir doch zu l. Albert kommen. L. Willy, Albert hatte vor Monaten an Dich geschrieben, aber keine Antwort erhalten, schreibe ihm doch einmal. Adresse Wolf 114-13 Ovid Place St. Albans NY U.S.A. Lieber Meinhold, das wäre aber ein Schlag, wenn unser Schiff ab Göteborg ginge! Wir fühlen uns bei den l. Eltern sehr wohl, so groß war die Familie lange nicht. Und nun Euch Beiden weiter alles Güte wünschend verbleibe ich … [Deine Flora].
(Am Rand) PS. [Vor der Weiterleitung des Briefes nach Palästina in Schweden von Meinhold hinzugefügt]:
Der Brief ist natürlich nun etwas veraltet. Die Katze ist nicht mehr ganz so jung u. nun haben sie sie wahrscheinlich vergessen. Tante Molly u. Onkel Leo [Nussbaum, Bruder u. Schwägerin von Clara Nussbaum Müller, die in Australien waren] haben auch wieder von sich hören lassen. Es scheint Ihnen gut zu gehen. Sie wollen mir unbedingt Wurst schicken. Auf so eine Schnapsidee von Australien nach Schweden zuschicken. Kann auch mit Tante Molly kommen. Meinhold
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