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19 September 2022: 80. Gedenktag

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Am 19. September wurden 364 Menschen aus 38 Orten in Thüringen in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Unter diesen Menschen waren Hugo und Klara (geb. Schloss) Grünbaum. Hugo wurde in Walldorf a/d Werra geboren und kam mit seinen Eltern als Kind nach Themar. Klara Schloss wurde in Schwanfeld/Bayern geboren. Hugo und Klara hatten drei Kinder in Themar entzogen: Mira (1903), Else (1905), und Hans (1916). Hans und Mira konnten entfliehen, Hans im 1934 nach Palästina, Mira später mit ihrem Mann, Arno Sommer, und Kind Siegfried, geb. 1936 in Hannover, nach Italien wo sie den Krieg und Holocaust überlebten.

Else Grünbaum, Jahrgang 1905, und ihr Mann Artur Neuhaus und Tochter Inge, geb. 1937, konnten nicht fliehen, und am 09. Mai 1942 wurden sie von Themar nach Weimar verschleppt und anschließend ins Ghetto Belzyce deportiert. An dem Tag, wussten Elses Eltern schon dass dasselbe Schicksal sie erwartet.

Vier Monate später, am 07. September 1942, in einem Schreiben der Gestapo in Weimar von diesem Tag hieß es: „… In der nächsten Zeit wird aus dem hiesigen Bereich eine größere Anzahl Juden nach Theresienstadt umgesiedelt. Die Reichsvereinigung der Juden ist angewiesen worden, mit den betreffenden Juden Heimeinkaufsverträge abzuschließen, um die Kosten dieser Unterbringung sicherzustellen.“

Am 09. September 1942 fing die letzte Ausplünderung der Juden in Thüringen an. Für ein Heim im Ghetto Theresienstadt mussten diese ältere, deutsch-Juden alles was sie noch als Vermögen hatten bezahlen.

Akten im Arolsen Archiv — digitale Reproduktionen von Originalen, welche in der Jüdischen Gemeinde in Leipzig aufbewahrt sind — zeigen uns die traurigen Schritte, den Hugo und Klara folgen mussten, den Heimeinkaufsvertrag abzuschließen:

Am 09. September haben die beiden den Heimeinkaufsvertrag unterschrieben. Ihr ganzes Vermögen war RM 850: RM 150 + Zinsen in einem „beschränkten verfügbaren Sicherungskonto/Bankkonto in der Thüringische Staatsbank in Themar,“ und RM 700 im bar zu Hause. Die Termine für ihre Abreise stand schon fest: 19. September 1942.

Am 20. September 1942 wurden Hugo u. Klara Grünbaum, geb. Schloss, mit sechs (6) anderen Juden aus der Stadt Themar deportiert: Meta Krakauer, geb. Frankenberg, und ihre Schwägerin Klara Frankenberg, geb. Bauer; Max I u. Frieda Müller, geb. Freudenberger; und Markus u. Else Rosenberg, geb. Kahn. Sie wurden erst nach Weimar transportiert und dort in einem Zug mit den anderen 364 Thüringenjuden gepfercht. In Leipzig wurden noch 520 Juden eingetroffen. Der Deportationszug kam in der Ortschaft Bauschowitz an, da das Ghetto Theresienstadt selbst bis Sommer 1943 keinen Bahnanschluss hatte. Die Häftlinge mussten die drei Kilometer zum Ghetto Theresienstadt zu Fuß und unter Bewachung zurücklegen.

Die Grünbaums lebten nicht lange in das Ghetto: einen Monat nach dem Ankommen, am 24. Oktober 1942, starb Hugo, 74 Jahre alt; einen Monat danach, am 25. November 1942, starb Klara, 69 Jahre, ,,im Centralbad während der Entlausung.“

Von den acht Juden die von Themar deportiert wurden, überlebte nur eine: Meta Krakauer, geb. Frankenberg.

Quellen:
Arolsen Archives, Hugo u. Klara Grünbaum,
Uwe Rada, ,,Theresienstadt sucht seine Zukunft,Bundeszentrale für politische Bildung, 06.05.2014
https://www.mdr.de/tv/programm/sendung939584_date-2021-08-26_zc-f2748f6f.html
https://programm-stage.ard.de/TV/Programm/Sender/?sendung=2822612003515