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Die Familie von Emma (geb. Gassenheimer) u. Simon MARCUS

Emma.Simon WEDDING

Im Jahr 1888 heiratete die 25-jährige Emma Gassenheimer aus Themar, die älteste Tochter von Samuel und Charlotte Gassenheimer, den 27-jährigen Simon Marcus.

Simon war der einzige Sohn von Meyer Markus – mit „k“ geschrieben – und seiner zweiten Frau Mina (geborene Liepmann) und das jüngste von sechs Kindern (zwei starben möglicherweise im Säuglingsalter). Er wurde 1861 geboren und wuchs mit mindestens drei Stiefgeschwistern aus der ersten Ehe seines Vaters mit Berta Blumenthal auf: Therese, geb. um 1849, Hannchen b. und x f.

Simon wurde in Groß Schulzendorf geboren, einem Dorf mit etwa 500 Einwohnern etwa 30 km südlich von Berlin. Die Familie Markus lebte jedoch in Mittenwalde, einer Stadt mit etwa 3.000 Einwohnern, von denen 28 Juden waren. Meyer Markus starb 1902 in Mittenwalde; über seine Frau wissen wir nichts.

Simon Marcus Soldbuch-1Simon diente 1881 und 1882 in der Armee, und seine FamilieSimon Marcus Soldbuch-1 bewahrte sowohl sein Soldbuch (rechts) als auch sein Schießbuch auf, in dem die Schießausbildung festgehalten wurde. Aus ihnen geht hervor, dass Simon die Schreibweise seines Nachnamens von einem „k“ in ein „c“ geändert hatte, obwohl es offensichtlich zu Verwechslungen kam.

Wie und wann sich Emma und Simon kennenlernten, ist nicht bekannt, aber sie heirateten und gründeten in den 1890er Jahren in Dessau eine Familie – Paul, geb. 1891, Siegfried, geb. 1893 und Erich, geb. 1896. Paul und Siegfried machten 1912 ihr Abitur am Friedrichs-Gymnasium in Dessau.

The Marcus Boys-websiteVerschiedene Marcus-Männer kämpften im Ersten Weltkrieg. Simon Marcus‘ Cousin Max verlor am 17. März 1916 sein Leben im Krieg. Die drei Söhne von Emma und The Marcus Boys-websiteSimon kämpften und kehrten nach Hause zurück; der jüngste, Erich, wurde verwundet. 1915 erwarb Mutter Emma einen Reisepass, der es ihr erlaubte, ab Juli 1915 für zwei Jahre innerhalb Deutschlands zu reisen. In Anbetracht der Kriegsumstände konnte sie nicht in die ausgewiesenen Sperrgebiete reisen.

Der Reiseausweis wurde von der Polizeibehörde Halle an der Saale ausgestellt und deutet darauf hin, dass Simon und Emma zu diesem Zeitpunkt von Dessau nach Halle a/d SalleEmma Marcus Ausweis gezogen waren.

Emma Marcus AusweisDas Halle Adressbuch von 1916 ist das erste, das einen Eintrag für Simon Marcus hat. (Der andere Marcus-Eintrag ist der von Max Marcus, Simons Cousin, der am 17. März 1916 im Ersten Weltkrieg gefallen ist).

Andere Mitglieder von Emmas Familie lebten bereits in Halle, darunter die jüngeren Schwestern Minna Frankenberg, geb. 1872, und Elise Ney, geb. 1876; und Bruder Georg, geb. 1874, mit seiner Frau Selma (geb. Schwab) und ihrer Tochter Ruth, geb. 1904 in Halle.1916 Halle AB Marcus

Simon und Emma Marcus starben beide in Halle a/d Salle – Simon 1925 und Emma 1932 – gerade als ihre Söhne heirateten und ihre eigenen Familien gründeten. Paul Marcus wurde Arzt, Siegfried Rechtsanwalt, und Erich übernahm das Familienunternehmen. Die drei Brüder heirateten und zwei von ihnen gründeten Familien: Paul und Hertha (geb. Loeb) Marcus bekamen eine Tochter, und Siegfried und Emma (geb. Becker) Marcus bekamen drei Söhne.

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Das Naziregime bedrohte sofort das Leben und Wohlergehen der Marcus-Familien in Halle. Der Boykott vom 1. April 1933Emma Gassenheimer Grab richtete sich nicht nur gegen jüdische Geschäfte, sondern auch gegen die Praxen von Ärztenflores und Rechtsanwälten. Die drei Söhne konnten alle Deutschland verlassen, zwei, Paul und Siegfried, entkamen vor den schrecklichen Ereignissen des Novemberpogroms 1938. Paul und seine Familie gingen 1938 nach Montevideo, Uruguay. Siegfried verließ Deutschland im Oktober 1938 allein und reiste zunächst mit einem vorläufigen Status in die Vereinigten Staaten ein; nach einigem Hin undHer (siehe „Siegfried Marcus„) erhielt er 1941 die Erlaubnis, dauerhaft in die Vereinigten Staaten einzuwandern. Leider konnte Siegfrieds Familie aber erst zehn Jahre später nachkommen. Erich und seine Frau Karola wanderten im April 1939 in die USA ein.

 

Die Söhne von Simon und Emma starben in den 1960er und1970er Jahren, aber ihre Kinder haben sich in den Ländernemma 1932 (1) niedergelassen, die ihren Vätern Zuflucht boten: Uruguay und die Vereinigten Staaten. Es sind die Enkel, die die Informationen und Bilder auf dieser Seite zur Verfügung gestellt haben. Bis sie uns im Juni 2014 kontaktierten, wussten wir nicht, dass es eine Emma Gassenheimer gab, die älteste Tochter von Samuel und Lotte Gassenheimer. In den Archiven der Stadt Themar findet sich keine Spur von Emma, ebenso wenig wie in den üblichen Quellen über die Juden in Thüringen, z. B. in der Datenbank von Siegfried Wolf, Juden in Thüringen 1933-1945: Biographische Daten, 2000.

Simons Geschichte ist schwieriger zu rekonstruieren: Simons Soldbuch der preußischen Armee aus den frühen 1880er Jahren bestätigt seinen Geburtsort als Groß Schulzendorf, ein Dorf mit 500 Einwohnern etwa 30 km südlich von Berlin. Ein Dokument von 1938, das die Geburt von Simon Marcus bestätigt und vom Standesbeamten von Zossen unterzeichnet ist, enthält eine weitere wertvolle Information, nämlich den Namen von Simons Mutter, Mina Liepmann. Fünfundsiebzig Jahre nach der Ausstellung des Dokuments hat dieses Stück Papier den Urenkeln von Mina Liepmann ein wichtiges Puzzlestück geliefert.

Siehe die Nackommenliste/Nachkommenliste von Samuel & Lotte (geb. Stein) Gassenheimer für Emmas Familie.

Unten finden Sie die Nachkommenliste von Lewie & Hize MARKUS, Simons Großvater und Großmutter. Die Marcus-Enkelkinder würden es begrüßen, mehr über die Familie zu erfahren. Sollte jemand, der diese Seite liest, zusätzliche Informationen haben, wenden Sie sich bitte an [email protected]. Wir würden uns freuen, von Ihnen zu hören.

  • Lewie MARKUS, geb. ca 1790, gest. 12 Okt 1871 Budzyn
  • ∞ Hize WOLFF
  • 1. Meyer MARKUS, geb. 1819, gest 29 Mar 1902 Mittenwalde
  • ∞ (1)  Berta BLUMENTHAL (∞ ca 1855)
    • 2. Therese MARKUS, geb. abt 1849 Mittenwalde, gest. 03 Nov 1904 Dessau
      ∞ NN COHN
    • 2. Hannchen MARKUS, geb.. 1856, gest Chicago ca 1902
    • 2. Lipmann MARKUS, geb. 1858, gest. [Dessau]
    • ∞ Name unbekannt
      • 3. NN MARCUS,
      • 3. Max MARKUS, geb. 26 Feb 1880 Dessau, gest 17 Mar 1916 [Erster Weltkrieg]
        • 4. Rudi? MARKUS
    • 2. NN MARKUS, geb. abt 1859
    • 2. NN MARKUS, geb. abt 1860
  • ∞ (2) Mina LIEPMANN
    • 2. Simon MARCUS,* geb. 14 Jun 1861 Mittenwalde,  gest. 22 Nov 1925 Halle a. d. Saale
    • ∞ (1888) Emma GASSENHEIMER, geb.. 16 April 1863 Bibra/Themar, gest. 15 Okt 1932 Halle a.d. Saale
      • 3. Paul MARCUS, geb. 1891 Dessau, gest. Uruguay
      • ∞ Hertha LOEB, geb. 13 Jan 1906 Neuwied, gest, Uruguay
        • 4. MARCUS
      •  3. Siegfried MARCUS, geb. 03 Jan 1893 Dessau, gest. 29 Apr 1979 NY
      • ∞ Emma BECKER, geb. 16 April 1904 Halle a.d. Saale, gest. 05 Sept 1974 NY
        • 4. Erich MARCUS, geb. 01 Jun 1927 Halle a.d. Saale, gest. 25 Jun 1998 W. Virginia
        • 4. Dieter MARCUS, geb. 21 Mai 1932 Halle a.d. Saale
        • 4. Peter MARCUS, geb. 02 Nov 1936 Halle a.d. Saale
      • 3. Erich MARCUS, geb. 04 Mar 1896 Dessau, gest 22 Mar 1975 NY
      • ∞ Karola MENDEL, geb. 12 Aug 1907 Halle a. d. Saale, gest 19 Jul 2002 NY

* Simon Marcus war der erste in der Familie, der seinen Nachname mit einem “c” buchstabierte.

Quellenanagaben:
Wir bedanke uns ganz herzlich bei Dr. Bernd Ulbrich, der uns geholfen hat, sämtliche Dokumente von Menschen aus seiner Stadt Dessau, die eine Verbindung zu Themar hatten, zu finden. Obwohl es nicht viel Material war, konnten wir einiges über das Leben der Familie Marcus in Dessau herausfinden. Es gab beispielsweise eine Todesanzeige von Emma Marcus, geb. Gassenheimer, in Halle an der Saale, die am 28. Oktober 1932 in dem Jüdisches Gemeindeblatt für Anhalt und Umgebung erschien. Von Dr. Ulbrich erfuhren wir außerdem über das Abitur von Paul und Siegfried.

Wir möchten uns außerdem gerne bei der Familie Marcus für ihre Zusammenarbeit bedanken.

Quellen:

Jüdische Gemeinde Hildburghausen (Kr. Hildburghausen). Matrikel 1826-1922, Koblenz: Bundesarchiv 1958.
Jüdische Gemeinde Marisfeld (Kr. Hildburghausen). Matrikel 1768-1938, Koblenz: Bundesarchiv 1958.
Jüdische Gemeinde Themar (Kr. Hildburghausen. Matrikel 1820-1938, Koblenz: Bundesarchiv 1958.