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Elka Goudsmid, geb. KATZ


Was Wir Wissen:

Geburtsname
: Katz
Vorname: Elka
Geburtsdatum/Geburtsort: 16. November 1890, Themar Sachsen-Meiningen
Tag und Ort der Deportation: 14. April 1942 aus Magdeburg ins Warschauer Ghetto
Todestag/Todesort: Genauer Todestag unbekannt, aber vor 1945/Unbekannt
Gestorben im Alter von: 52 Jahren
Jahre in Themar: mindestens 13 Jahre: 1890-1903.

Elka Katz wurde im Jahr 1890 in Themar geboren und hat dort mindestens bis zu ihrer Jugend gelebt. Sie besuchte wahrscheinlich die Bürgerschule in der Georgstraße. Nach der Heirat mit Berthold Goudsmid zog sie in seine Heimatstadt Dessau. Dessau war eine viel größere Stadt als Themar und hatte im Jahr 1925 eine Bevölkerung von 70 000 Menschen. Die jüdische Gemeinde der Stadt hatte zu dem Zeitpunkt etwa 400 Mitglieder. Auf den beiden Fotos unten kann man die wunderschöne Synagoge erkennen, die ein fester Bestandteil der Stadtlandschaft war. Das eine Foto gibt die Straßenperspektive wieder. Das andere Foto zeigt die Synagoge, wie sie vom Fluss Mulde aus gesehen werden konnte.

Obwohl uns nichts darüber bekannt ist, wie religiös Elka und Berthold Goudsmid waren, war ihr Wohnort in der Franzstraße 47, inmitten der jüdischen Gemeinde von Dessau.

Franzstraße 47, Dessau. Credit: Stadtarchiv Dessau-Rosslau.

Elka und Berthold hatten ein Kind, Ruth, das 1922 mit einer geistigen Behinderung geboren wurde. Wir wissen heute, dass das Mädchen eine jüdische Sonderschule für behinderte Kinder in der Nähe von Berlin besucht hat, und zwar die Israelitische Erziehungsanstalt Wilhelm-Auguste-Viktoria-Stiftung in Beelitz. Der genaue Zeitpunkt, wann sie dorthin geschickt wurde, ist uns allerdings unbekannt. Die Schule wurde 1908 gegründet und hatte Kinder ab dem Alter von sechs Jahren aufgenommen. Es ist somit wahrscheinlich, dass Ruth Ende der zwanziger Jahre, bzw. Anfang der Dreißiger, nach Beelitz zog. Bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 bekamen die Kinder eine großartige Betreuung in der Schule unter der Leitung von Sally Bein.

Die Familie Goudsmid hatte ein Textilunternehmen und kaufte 1930 ein Grundstück in der Franzstraße 47 (heute Franzstraße 111 – 115); eine von Dessaus Hauptstraßen. Berthold Goudsmid, der zwölf Jahre älter als Elka war, starb 1933 im Alter von fünfundfünfzig Jahren. Elka, die damals 43 Jahre alt war, führte das Unternehmen weiter mit Hilfe ihrer Schwester Bettina und ihres Bruders Joseph. Beide lebten bis 1939 bei ihr, in der Franzstraße 47. Am 17. Januar 1939 musste Elka ihr Unternehmen in der Franzstraße schließen und ein anderes Grundstück in der Akenschen Straße 5 verkaufen.

Die dreißiger Jahre wurden sehr schwer für Elka. Mitte der dreißiger Jahre starben beide Eltern, die in Meiningen gelebt hatten. Der Vater Adolf starb 1935, zwei Jahre vor seiner Ehefrau, Meta. Beide Eltern waren zu dem Zeitpunkt in ihren Siebzigern und starben wahrscheinlich eines natürlichen Todes. Ende 1938 schickten die Geschwister Katz Anträge an das Standesamt in Themar, um die erforderlichen Namensänderungen vorzunehmen. Laut Gesetz wurden die jüdischen Menschen in dieser Zeit dazu gezwungen Israel und Sara als zweiten Vornamen hinzuzufügen. Im Frühling 1939 nahm sich Bettina, die jüngere Schwester von Elka, das Leben. Es war höchstwahrscheinlich eine Verzweiflungstat, nachdem sie gesehen hatte, mit welcher Brutalität während der Reichspogromnacht (Kristallnacht) vorgegangen wurde und somit geahnt hatte, was sie in der Zukunft erwartet hätte. Bettina wurde am 22. Mai als vermisst gemeldet. Ihre Leiche wurde allerdings erst am 11. Juni 1939 am Ufer der Mulde gefunden. Bettina wurde auf dem jüdischen Friedhof in Dessau beigesetzt. Elkas Bruder Joseph hatte sich ebenfalls im Frühling dazu entschlossen Deutschland zu verlassen. Es ist allerdings unklar, ob das vor Bettinas Selbstmord war oder danach. Ursprünglich wollte Joseph nach Uruguay immigrieren, doch seine Pläne scheiterten, woraufhin er nach Frankreich floh.

Als der zweite Weltkrieg ausbrach, war Elka vermutlich allein in Dessau, da anzunehmen ist, dass ihre Tochter Ruth in Beelitz war. Leider wissen wir aber nicht viel darüber, was Elka zwischen 1939 und April 1942 machte, und ob sie von der Deportation ihrer Schwester Martha Katz Hahn aus Frankfurt am Main im November 1941 wusste. Wir wissen nur, dass Elka im April 1942 deportiert wurde. Aber auch hier herrscht bis heute Unklarheit darüber, an welchem Tag und wohin sie deportiert wurde. Im Gedenkbuch des deutschen Bundesarchivs steht, dass Elka Goudsmid, geborene Katz, am 13. April 1942 von Breslau (damals ein Teil von Deutschland, heute Polen) nach Izbica deportiert wurde. Die Forscher aus Dessau haben allerdings in den Dokumenten aus Yad Vashem Elka Goudsmid auf der Liste der Juden gefunden, die am 14. April 1942 aus Magdeburg ins Warschauer Ghetto gebracht wurden und glauben, dass der Eintrag im Gedenkbuch korrigiert werden sollte. Da der genaue Ort und Todestag von Elka Goudsmid unbekannt ist, steht auf dem Stolperstein, der für sie verlegt wurde: „Hier wohnte Elka Goudsmid, geb. Katz. Jahrgang 1890. Deportiert 1942. Ghetto Warschau. Ermordet.“

Vermutlich waren Ende 1943 alle Geschwister von Elka tot. Sie alle waren die Opfer der Shoah. Die einzige Ausnahme könnte Elkas Bruder Erich Katz sein, wenn es ihm gelungen ist, vorher auszuwandern. Seine Geschichte müssen wir aber noch herausfinden. Elkas Tochter Ruth wurde am 13. Juni 1942 von Berlin nach Sobibor deportiert. Sie war in einem Transport mit 23 Mitschülern aus Beelitz und Sally Bein, der Leiterin der Schule. In der Widmung auf dem Stolperstein für Ruth steht: „Hier wohnte Ruth Goudsmid. JG. 1922. Deportiert 1942. Ermordet in Sobibor.“

Wenn Sie etwas über die Familie von Elka Goudsmid, geb. Katz, wissen, oder Fragen haben, schreiben Sie uns bitte: [email protected] oder [email protected]. Wir würden uns sehr über eine E-Mail von Ihnen freuen. 

Quellenangabe:
Wir danken Dr. Bernd G. Ulbrich für seine Mitarbeit an unserer Website.
Stadtarchiv Dessau-Rosslau
Stadtarchiv Themar
Das Bundesarchiv, Gedenkbuch (online) updated 12 März 2012
Gedenkkultur Dessau-Rosslau, Stadtplan of Stolpersteine, 2011 here.
Gedenkkultur Dessau-Rosslau, Goudsmid, Elka geb. Katz
Gedenkkultur Dessau-Rosslau, Goudsmid, Ruth
Gottwaldt, Alfred u. Diane Schulle. Die ‘Judendeportationen’ aus dem Deutschen Reich: Eine kommentierte Chronologie, 1941-1945. Wiesbaden: Marix Verlag, 2005.
Siegfried Wolf, Juden in Thüringen: Biographischen Daten 1933-1945, vol. 1, 2000.
Werkstatt Gedenkkultur in Dessau-Roßlau, STOLPERSTEINE für Dessau-Roßlau Ein Beitrag zur lokalen Gedenkkultur, Brochure. December 2008