„Jüdisches Leben in Themar“
von Achim Hess für Rennsteig.tv
„Am 9. November 2015 erinnerte Themar an seine jüdischen Bürger. Der Künstler Gunter Demnig verlegte weitere Stolpersteine, um an die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung zu erinnern. Dr. Sharon Meen aus Kanada, die seit Jahren die Schicksale der jüdischen Gemeinde von Themar erforscht, war ebenso in Themar wie Dr. Blanca Schorcht, ebenfalls aus Kanada. Schorcht ist die Enkelin des früheren Bürgermeisters von Themar, Fritz Schorcht.“
Das obige Video – in deutscher Sprache – zeigt die Ereignisse vom 9. November 2015 in Themar. Achtzehn Mitglieder der jüdischen Familien von Themar kamen in die kleine Stadt, um die Stolpersteine für zwei Familien zu verlegen: die Familie S. J. Baer am Markt 8 und die Familie Max und Clara Müller in der Meiningerstraße (im Bild unten). Die Stolpersteine wurden am Mittag verlegt: Am Markt 8 sprachen Carole Karlsruher (ehemals Hannah Karola Plaut), die Mitte der 1930er Jahre in Themar geboren wurde, und Richard Stern, der älteste Sohn von Bert Stern, im Namen ihrer Familien. Außerdem sprach Gabriela Klose im Namen ihrer Mutter Liselotte Hegler. Frau Hegler war Lehrling im Geschäft von S. J. Baer und erinnerte sich an Selma Stern als eine hervorragende Vorgesetzte und einen wunderbaren Menschen; sie stiftete den Stoperstein für Selma Stern, um Selmas Andenken zu ehren. Reuven Mor und sein Sohn Isaak sprachen im Namen der Familie Müller in der Meiningerstraße 17; Reuven ist der Sohn von Willi Müller. Er sprach auf Hebräisch, Isaak auf Englisch, und Rolf Lengemann half bei der englischen Übersetzung. Am Nachmittag besuchten die Familienmitglieder das Stadtarchiv, wo Ralf Kammerdiener und Sharon Meen einige der vielen vorhandenen Unterlagen vorstellten, die uns über das Leben der jüdischen Familien in Themar von Mitte der 1850er Jahre bis 1943 informieren. Am Abend, bei der jährlichen Gedenkveranstaltung zur „Kristallnacht“, teilten Familienmitglieder und Sharon Meen ihr Wissen und ihre Erinnerungen an die Ereignisse in Themar am 9. und 10. November 1938.
Außerdem interviewte Achim Hess Hubert Böse, Sharon Meen und Blanca Schorcht. Hubert Böse und Sharon Meen sprachen über ihre Beschäftigung mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Themar seit 2008, die Bedeutung der Verbindung zu den Nachkommen der jüdischen Familien und ihre Hoffnung auf eine weitere Partnerschaft zwischen der Stadt und dem Historiker. Blanca Schorcht beschrieb ihre Suche nach dem Verständnis der Rolle ihres Großvaters, Dr. Fritz Schorcht, als Bürgermeister von Themar während der Nazizeit und berichtete über einige Erkenntnisse, die sich aus ihren Nachforschungen ergeben haben.
Siehe auch:
Carole Karlsruher at Markt 8, 8 November 2015
Richard Stern, „Remarks,“ 9 November 2015
Wolfgang Szwietek, „Stolpersteine keep the memories alive,“ Freies Wort, 10 November 2015
Steffen Standke, „Searching for Jewish Ancestors,“ Main-Post, 11 November 2015