Siehe: „Kaum einer überlebte“ und „Düstere Dokumente der Hoffnungslosigkeit.“
16. Oktober 2011 – 70 Jahre nach der ersten Deportation Themarer Juden nach „Osten“. An diesem Tag wurden 1941 Hugo und Eva Friedmann von Luxemburg-Trier in das Ghetto in Lodz oder Litzmannstadt, wie es bei den Nazis hieß, verbracht.
Die Friedmanns lebten in Themar in den ersten zehn Jahren um 1900 und ihre vier Kinder – zwei Töchter, Johanna und Sitta und zwei Söhne, Friedrich und Hugo – wurden dort geboren. Hugo Friedmann kam um 1900 als Lehrer nach Themar. Er und seine Familie lebten in einer Wohnung über der Synagoge in der Hildburghäuser Straße 17. Die Familie verließ Themar 1909 nach Bernkastel-Kues, wo sie bis in die 1930iger oder frühen 1940iger Jahre blieben.
Die Friedmanns gehörten zum ersten Transport deutscher Juden in Richtung „Osten“, den Hitler Mitte September 1941 befohlen hatte. Hitler hatte seine Planung geändert und gab den obersten Befehlshabern in Berlin und Hamburg „Grünes Licht“, die Durchführung der Deportation der Juden vom Altreich Deutschland und Österreich und dem Protektorat Böhmen und Mähren zentral und gründlich zu kontrollieren. Also, Hitler vereinbarte, die Ostverschickung solle während des Russlandfeldzuges geschehen, während er noch hoffte, dass die beiden Ereignisse (endgültige Besetzung Russlands und Deportation) zeitlich übereinstimmen könnten.
Hitlers geheimer Befehl wurde schnellstens formuliert und in einen Plan umgesetzt. Die ersten Transporte gingen in das Ghetto nach Litzmannstadt. Himmler übermittelte folgende Order:
„Der Führer wünscht das Altreich und die Protektorate gesäubert und befreit von Juden von West nach Ost so bald als möglich. Konsequenterweise werde ich bemüht sein, wenn möglich, dieses Jahr und zunächst als einen ersten Abschnitt, die Juden aus dem Altreich und den Protektoraten in die Ostgebiete zu transportieren, die Teil des Reiches in zwei Jahren sein werden und dann werden sie weiter ostwärts im nächsten Frühjahr deportiert. Meine Absicht ist es, annähernd 60.000 Juden aus dem Altreich und den Protektoraten den Winter im Ghetto Litzmannstadt verbringen zu lassen.“
Ausstellung: Vom 16. Oktober bis 9. November 2011 findet in der Konstantin-Basilika, Evangelische Kirche zum Erlöser (Konstantinplatz 10, 54290 Trier) eine Ausstellung statt zum 70. Jahrestag der Deportation Trierer und Luxemburger Juden am 16. Oktober 1941. Veranstalter der Ausstellung ist die Evangelische Kirchengemeinde Trier. Die Ausstellung wurde von Dr. Pascale Eberhard konzipiert und ausgerichtet.
Gezeigt werden Briefe von Deportierten, Biographien und Auszüge aus einem Interview mit einem der 15 Überlebenden aus Luxemburg und Trier. Die Besucher der Ausstellung bekommen einen Eindruck von den Zuständen im Getto und den Kämpfen der Gettobewohner gegen Hunger, Krankheit und der Angst vor weiteren Deportationen.
Die Öffnungszeiten im Oktober sind montags bis samstags 10 bis 18 Uhr und sonntags 12 bis 18 Uhr. Im November sind die Öffnungszeiten von dienstags bis samstags 11 bis 12 Uhr und 15 bis 16 Uhr sowie sonntags von 12 bis 13 Uhr. Für Gruppenführungen steht Dr. Pascale Eberhard zur Verfügung unter 06501/998247
Im Rahmen der Ausstellung bieten die Volkshochschule Trier und die Kreisvolkshochschule Trier-Saarburg zwei Veranstaltungen an. Am Montag, 17. Oktober 2011 um 19 Uhr hält Maria Goldstein (Toleranz-Institut in Lodz) in der Stadtbibliothek Konz (Konstantinstr. 50, 54329 Konz) einen Vortrag über „Die polnische Stadt Lodz am Vorabend des Zweiten Weltkrieges.“ Am 31.Oktober 2011 um 19 Uhr zeigt die Volkshochschule Trier im Palais Waldersdorff den Film „Jakob der Lügner“ von Frank Beyer (DDR, 1974), nach dem gleichnamigen Roman von Jurek Becker.
Evangelische Kirchengemeinde Trier
Gemeindebüro
Konstantinplatz 10, 54290 Trier
Telefon (0651) 9949120-0
Fax (0651) 9949120-20
[email protected]