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Die Familie von Salomon u. Karoline (geb. Friedmann) MÜLLER

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Die folgenden Seiten bringen mehr Informationen über die verschiedenen Zweige und Einzelpersonen der Familie Müller.
Die  Nachkommenliste der Familie von Salomon u. Karoline (geb. Friedmann) Müller
Die Familie von Max and Clara (geb Nussbaum) Müller
,,Innige Küsse“: die Briefe und Postkarten von Max u. Clara an ihre Söhne 1938-1942
1931: Ein Jahr im Leben einer Familie 
Die Familie von Nathan and Bertha (geb Schwed) Müller
The Family of Hermann & Babette (née Sichel) Schwed

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Marisfeld Register

Mehr als ein Jahrhundert spielten die Mitglieder der Familie Salomon Müller und Karoline geb. Friedmann eine bedeutende Rolle im Leben der jüdischen Gemeinde von Marisfeld und Themar. Sie waren seit den späten 1820iger Jahren Teil der Marisfelder Gemeinde; in den späten 1860iger Jahren gehörten Müllers zu den ersten, die nach Themar kamen. Dann, 80 Jahre später, gehörten sie zu den letzten, die Themar und Marisfeld verlassen mussten.

Salomon Müller wurde am 12. Januar 1802 in Bauerbach in Thüringen geboren, über 20 km westlich von Marisfeld gelegen. In den späten 1820iger Jahren wurde sein Vater, Meier, nach Marisfeld als Religionslehrer berufen. Zu der Zeit war Salomon Anfang 20 und hat wahrscheinlich damals Karoline Friedmann kennengelernt, die in Marisfeld geboren war. Wann Salomon und Karoline geheiratet haben, ist unbekannt. Sie hatten vier Kinder: Dina, Mayer, Nathan und Simon. Von den vier Kindern wissen wir nur die Geburtstage und Geschichten von zwei Söhnen, die beide in Marisfeld geboren wurden, Mayer 1849 und Nathan 1851.

Salomon, Karoline, Mayer und Nathan spielten alle entscheidende Rollen in den jüdischen Gemeinden von Marisfeld und Themar. Überlieferte Aufzeichnungen geben folgenden Einblick: Es ist ziemlich klar, dass Salomon Müller im Alter von 64 Jahren zu denen gehörte, die Marisfeld im Jahr 1866 nach einem Brand, der einen großen Teil von Marisfeld vernichtete, verließen. Ob sowohl Mayer als auch Nathan ihm in dieser Zeit folgten, wissen wir nicht. Mayer war 1866 siebzehn Jahre alt, Nathan fünfzehn, beide hatten die Schule zu beenden und waren vielleicht in einer Ausbildung irgendwo in Thüringen oder Deutschland. Wir wissen, dass Mayer die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens in Themar verbrachte, von mindestens Ende 1873, als sein erstes Kind geboren wurde, bis 1907. Nathan verbrachte seine Erwachsenenjahre — 1876 oder früher bis zu seinem Tod 1923 in Marisfeld.

IMG_1518_21Wo genau die Familie in den ersten Jahren in Themar lebte, ist noch unbekannt; die glaubwürdigste Theorie ist, dass sie Räume in einem der Häuser an der Westseite der Hintere Stadtstraße oder Hintertorstraße gemietet hatten, die so genannt wurde, weil sie vom Marktplatz norosttlich zum Hinteren Tor der Stadt führte. Vorher stand hier eine riesengroße Scheune für das Vieh, das in den Wiesen rund um die Straße weidete. Rudolf Lommer erinnert: „Für Fußgänger war die Straße geschlossen, wenn im Herbst das Getreide gedroschen wurde.“

img084_21872 öffnete er das Warenhaus S. M. Müller. Wir nehmen an, dass die Initialen „S. M.“ für die Namen Salomon + Meier (seines Vaters) stehen. Das Geschäft florierte in Themar mit der wachsenden Bevölkerung der kleinen Stadt, die knapp 1800 erreichte zur Zeit als Salomon 1890 starb. Die gesamte Stadt kaufte in diesem Laden.

Die Familie war ebenfalls schnell in der jüdischen Gemeinde von Themar etabliert, die 1888 einhundertachtzehn Mitglieder zählte. Salomon war der stellvertretende Leiter der jüdischen Gemeinde, wie Rudolf Lommer in seinen Erinnerungen 50 Jahre später schreibt.

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Nachdem er 20 Jahre in Themar gelebt hatte, starb Salomon Müller 1890 im Alter von 88 Jahren. Er wurde in Marisfeld auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt. Seine Frau Karoline wurde neben ihm beerdigt, aber die Schrift auf dem Stein ist im Verlauf der Zeit verwittert. In dieser Zeit, als Salomon und Karoline starben, wurde die nächste Generation der Müllers in Marisfeld und Themar aktiv. Mayer Müller lebte in Themar mit seiner Frau Babette Friedmann. Zwischen 1873 und 1886, sieben Kinder wurden dort geboren, obgleich nur sechs von ihnen das Säuglingsalter überlebten. Ebenso zogen Nathan und Bertha Müller, geb. Schwed, zwischen 1878 und 1892 sechs Kinder in Marisfeld groß.

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Das Leben dieser Generation bestimmte die Geschichte von Marisfeld und Themar für weitere 50 Jahre bis 1942. Danach gibt es in keiner der beiden Gemeinden mehr Mitglieder der Familie von Salomon und Karoline Müller.

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Quellen:

Müller Privatsammlungen.
Sammlung Hartung Themar
Jüdischer Friedhof Marisfeld, Inventory, 2000.
Zeitung für Themar, Themarer Zeitung, 1873-1934
Ancestry.com [database on-line]. Provo, UT, USA: The Generations Network, Inc.
Das Bundesarchiv. Gedenkbuch: Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Berlin.
Human, Rudolf Armin. Geschichte der Juden im Herzogtum Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Hildburghausen: Kesselring, 1898/reprinted Weimar: F. Fink, 1939.
Lommer, Emil Rudolf. Erinnerungen an Themar vor 50 Jahren. 1924 geschrieben. Evang.-Luth. Pfarramt Kirchplatz 2 98660 Themar
Wolf, Siegfried. Juden in Thüringen 1933-1945: Biographische Daten, 2 volumes. 2002.

 

Stolpersteine für die Familie von Max Müller I in der Bahnhofstrasse.