1933-Juni 1938/Die Jahre der Verfolgung

1933 lebten ungefähr 75 Juden in Themar, am 7. März 1938 lebte nur die Hälfte davon. Einige waren gestorben, andere hatten durch den ständigen Druck der Verfolgung durch die Nationalsozialisten beschlossen, sich an anderen Orten niederzulassen und/oder auszuwandern, wenn dies möglich war. Die Jahre 1933 bis 1938 waren die Jahre zum Auswandern wenn man konnte. Sonst gab es ständige und gemein Verfolgung.

1933:

  • 30. Januar Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler. Im neugebildeten Kabinett wird Papen Vizekanzler und Reichskommissar für Preuaen, Hugenberg erhält das Wirtschaftsministerium. Von der NSDAP treten Hermann Göring und Wilhelm Frick in die Regierung ein.

    Marktplatz, Themar April 1933. Quelle: Privatbesitz Themar
  • 1 bis 4. April: Vom Reich wird gegen die jüdische Bevölkerung ein Boykott angeordnet, die Aktion trifft vor allem jüdische Geschäftsinhaber.
  • 7. April. Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums

Das Gesetz diente als Handhabe zur Gleichschaltung des öffentlichen Diensts und der Entlassung von Gegnern des NS-Regimes. Davon betroffen waren auch alle Beamten und Angestellten jüdischen Glaubens. Der in diesem Gesetz erstmals ausformulierte „Arierparagraph“ (Paragraph 3) verbot die Beschäftigung von „Nichtariern“ im öffentlichen Dienst, die in den sofortigen Ruhestand zu versetzen waren. Als „nichtarisch“ galt, wer einen jüdischen Eltern- oder Groelternteil besass. Von dem Gesetz vorerst ausgenommen (3/2) waren jüdische Frontkämpfer des Ersten Weltkriegs und ihre Angehörigen sowie vor dem 1. August 1914 Verbeamtete.

In Themar war das erste Opfer des Gesetzes der an der Volksschule tätige jüdische Oberlehrer Moritz Levinstein.
1935

  • 15 September 1935: Die Nürnberger Rassegesetze werden verkündet. Das Reichsbürgergesetz führte die Unterscheidung zwischen Staatsangehörigen minderen Rechts und Reichsbürgern ein. Letzteres kann nur sein, wer „deutschen oder artverwandten Blutes“ ist. Nur die Reichsbürger sind „Träger der vollen politischen Rechte nach Magabe der Gesetze.“
    • Das „Blutschutzgesetz“ verbietet: (1)  Eheschlieungen zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes sind verboten; (2)  Blutschutzgesetz Bildtafel und auch Plakat des „Reichsausschusses für Volksgesundheit“
    • Auerehelicher Verkehr zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes ist verboten.
    • Von dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vorerst ausgenommen waren jüdische Frontkämpfer des Ersten Weltkriegs und ihre Angehörigen sowie vor dem 1. August 1914 Verbeamtete. Mit Verabschiedung der Nürnberger Gesetze im September 1935 entfiel diese Ausnahme.

1938 13.-18. Juni Aktion „Arbeitsscheu Reich“

Im Zuge der von der Kriminalpolizei zwischen dem 13. und 18. Juni 1938 durchgeführten Aktion „Arbeitsscheu Reich“ gegen als „asozial“ eingestufte Personenwurden mehr als 10.000 Menschen verhaftet und in Konzentrationslager (KZ) verschleppt. Louis Sander and Max Steindler in Themar, und Paul Rosengarten in Meiningen wurden verhaftet und nach Buchenwald verschleppt. Paul Rosengarten wurde im August entlassen, aber Louis Sander war im November noch da.

Manfred Rosengarten 1938
Quelle: M. Rosengarten Fotoalbum. Archiv VHEC.