Abends am 29ten April 2011 haben 41 Besucher sich im Amtshaus gesammelt und Bürgermeister Hubert Böse, mit Hilfe in Übersetzung von Sabine Müller, hat sie mit diesen Wörtern begrüßt:
„Liebe Gäste,
ich begrüße Sie alle und möchte Sie in unserer Stadt herzlich willkommen heißen. Ihnen, die unserer Einladung gefolgt und heute hier anwesend sind, möchte ich vielmals danken. Sie haben zum Teil eine sehr lange Reise auf sich genommen, die sicher auch etwas beschwerlich gewesen ist und das nicht nur wegen der großen Entfernung, die zu überbrücken war. Ich glaube, auch eine gewisse innere Unruhe und gemischte Gefühle sind mit Ihnen unterwegs gewesen.
Meinen Dank richte ich aber auch an die Eingeladenen, die zwar gerne gekommen wären, aber es aus terminlichen oder gesundheitlichen Gründen nicht ermöglichen konnten. Viele von ihnen haben sich brieflich bei mir gemeldet und ihre Gefühle beschrieben, die sie mit diesem Treffen in Themar verbinden.
Es sind sehr bewegende Zeilen darunter! In allem, was ich dabei lesen konnte, was in diesen Briefen oder E-Mails geäußert wurde, liegt eine Grundstimmung.
Dieses Zusammenkommen ist wichtig und das damit verbundene Gedenken schon lange überfällig. Alle diejenigen, die nicht dabei sein können, bedauern es sehr und sie wünschen uns für die Veranstaltungen einen guten Verlauf. Das bestärkt meine Auffassung, die Fortsetzung des Dialoges, welcher im November 2008 begonnen wurde, ist richtig und ich würde mir wünschen, dass daraus sich auch direkte persönliche Verbindungen entwickeln könnten.
Offen gestanden war ich mir beim Schreiben dieser Einladung nicht sicher, wie viele der Nachfahren ehemaliger jüdischer Bürger unserer Stadt sich tatsächlich auf den Reise machen, um die Heimat ihrer Eltern und Großeltern kennen zu lernen. Dass sich so viele auf den Weg begeben haben, hat uns sehr beeindruckt.
Für Sie als unsere Besucher ist dies eine sicherlich sehr emotionale Reise, und auch für uns als Ihre Gastgeber ist das alles sehr bewegend.
Was in der Zeit nach 1933 in Deutschland und auch in unserer Stadt mit den jüdischen Familien geschehen ist, lässt sich durch nichts rechtfertigen.
Es war und bleibt ein Verbrechen!
Dass es trotzdem bei Ihnen eine so tiefe Heimatverbundenheit gibt, berührt mich sehr und lässt mich hoffen, dass wir als die Nachfahren der Täter von damals durch die ehrliche Auseinandersetzung mit unserer Geschichte, Vergebung von Ihnen erhalten. Dafür wollen wir uns intensiv mit dieser dunklen Seite aus Themars Vergangenheit befassen und uns erinnern, damit das Grauen niemals vergessen wird und sich so der Nährboden für künftiges gar nicht erst entwickeln kann.
Die jüdischen Familien haben dieser Stadt gut getan. Über eine sehr lange Zeit haben sie das gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben Themars geprägt. Dass ihre Spuren noch heute erkennbar sind, zeugt davon wie, tief sie hier verwurzelt waren.
Man hat sie ihrer Wurzeln und ihrer Heimat beraubt, aber die Liebe zur Heimat und damit ihre Heimatverbundenheit konnte niemand auslöschen, denkt man an Manfred Rosengarten oder auch an Marion Syktich, eine geborene Sander, deren Sohn, Glenn Syktich, mir schrieb, dass seine Mutter nie von Themar loslassen konnte und meist an die freudigen Ereignisse dachte, die sie als Mädchen und junge Frau hier erlebt hatte.
Ich wünsche Ihnen, dass diese Tage in Themar für Sie ein angenehmer Aufenthalt sind und sie sehen, dass diese Stadt ein freundliches Gesicht hat, dass Ihnen das Programm, welches sicher sehr umfangreich und anstrengend ist, gefällt und dass Sie spüren, Sie sind in Themar gerne gesehen und aufgenommen.
Mein Dank gilt allen Organisatoren, die dieses Treffen und die morgige Veranstaltung möglich gemacht haben:
Sharon Meen * Rolf Lengemann * Fritz Stubenrauch * Barbara und Arnd Morgenroth * Joachim Hanf * Ralf Kammerdiener
und dem Verein TtE mit seiner Vorsitzenden Sabine Müller
Haben Sie eine gute Zeit in Themar!“