25.11.2019 Hildburghausen
13 Stolpersteine werden am morgigen Mittwoch in Themar verlegt. Bürger sind willkommen, der früheren jüdischen Mitbürger zu gedenken.
Themar – „Ich habe gesehen, wie die beiden Frauen aus dem Haus kamen. Ganz vorsichtig lief die eine, denn sie hatte sich ein Bein gebrochen. Das wenige Gepäck trugen sie um den Körper gewickelt“, berichtete vor Jahren eine Frau, die sich noch an den 10. Mai 1938 erinnerte. Damals traten Paula und Klara Frankenberg den Weg zum Bahnhof an. Sie sollten mit dem Zug ins Konzentrationslager transportiert werden. Beide wurden dort ermordet, erinnert Barbara Morgenroth vom Verein Themar trifft Europa. Sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens und jüdischer Abstammung fanden auf solche und ähnliche Art den Tod – eine Zahl, hinter der man sich kaum ein einzelnes Schicksal vorstellen kann.
„Aber es waren Nachbarn, Geschäftspartner, Freunde, Spielkameraden. Sie lebten in unserer Stadt wie in fast allen Städten Deutschlands. Daran sollen die glänzenden Messingsteine erinnern, die ins Pflaster der Fußwege eingelassen werden“, lädt Barbara Morgenroth zu dieser Veranstaltung ein.
Ab 9 Uhr werden morgen früh dreizehn solcher Stolpersteine vom Aktionskünstler Gunter Demnig vor den letzten Wohnorten von Meta Krakauer, der Familien Grünbaum, Neuhaus, Frankenberg und Sander verlegt, in der Bahnhofstraße 23 und 36 und in der Leninstraße 20. Eine besondere Ehre sei es, dass Garry Meller, ein Nachfahre der Familie Grünbaum aus Australien kommend, unter den Gästen sein wird. Er will den Aufenthalt in Themar nutzen, sich auf die Spuren seiner Vorfahren im Werratal zu begeben. Staatssekretärin Babette Winter wird als Gast und Stolpersteinpatin ebenfalls der Zeremonie beiwohnen. Mitgestaltet wird die Verlegung durch Schülerinnen der Regelschule „Anne Frank“ sowie die Musikerin Renate Kubisch mit ihrem Cello.
Vortrag zur Geschichte
Der Verein Themar trifft Europa als Organisator der Stolpersteinverlegung lädt im Anschluss zu einem kleinen Empfang in den Laden in Morgenroths Haus ein und dankt allen, die sich an der Finanzierung der Steine beteiligt haben. Am Vorabend der Stolpersteinverlegung findet bereits am heutigen Dienstag ab 19.30 Uhr im Amtshaus der Stadt Themar ein Vortrag zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Themars statt. Katharina Witter vom Staatsarchiv Meiningen referiert über die Anfänge, die Besonderheiten und das Ende der Themarer jüdischen Gemeinde. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.