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Die Familie von Bertha (geb. Grünbaum) u. Jacoby SECKEL

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Klara Wohgemuth, geb. Seckel

Die Geschichte der Familie von Bertha, geb. Grünbaum, und Jakoby Seckel ist ein gutes Beispiel dafür, was sich in der kleinen Stadt Themar Ende des 18. Anfang des 19. Jahrhunderts abgespielt hat. Die Familie Grünbaum war eine der bedeutendsten jüdischen Familien in Themar. Sie kamen Ende der 1860er, Anfang der 1870er Jahre in die Stadt und lebten dort bis zum Holocaust, als die jüdische Gemeinde von Themar vernichtet wurde. Die Geschichte zeigt, wie schnell die jüdische Gemeinde in Themar seit Beginn der 1860er gewachsen war und dass es sich dabei weniger um natürliches Wachstum handelte, sondern dass immer mehr jüdische Familien aus anderen Städten nach Themar zogen. Wir erfahren auch viel über die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt: wie jüdische Unternehmen gegründet, geschlossen oder an andere Familienmitglieder weitergereicht wurden.

Wenn man die Geschichte dieser einen Familie in einem größeren Kontext untersucht, sieht man, wie die deutschen Familien – sowohl jüdische, als auch nichtjüdische Familien – auf der Suche nach Wohlstand von kleinen in größere Städte umzogen, bzw. Deutschland ganz verließen. Im Zusammenhang mit der Shoah können wir außerdem am Beispiel der Familie Seckel sehen, was jüdische Familien unternahmen, um der Naziverfolgung zu entkommen. Dadurch wird auch die viel zu gern geglaubte Theorie widerlegt, dass die älteren Juden sich weigerten Deutschland zu verlassen.

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Bertha Seckel, geb. Grünbaum, wurde im Jahr 1867 in Walldorf/Werra (Thüringen) geboren. Mitte des 19. Jahrhunderts betrug die Bevölkerungszahl der Stadt etwa 1600 Menschen. Die Eltern von Bertha hießen Loeser (geboren 1839) und Johanna Grünbaum (geb. Bergmann, 1894). Irgendwann nach 1870 zog die Familie in die etwas größere Stadt Themar mit einer Bevölkerungszahl von etwa 1800 Menschen. Berthas Vater, Loeser Grünbaum, eröffnete ein Geschäft am Marktplatz, dem kommerziellen Zentrum von Themar.

Als Bertha mit ihren Eltern nach Themar kam, lebten bereits der Bruder von Loeser, Noah, in der Stadt. Noah und Minna, geb. Friedmann, Grünbaum zogen ebenfalls von Waldorf nach Themar irgendwann nach der Geburt ihres Sohnes Hugo im Jahr 1868 und vor der Geburt ihrer Tochter Minna im Jahr 1872. Loeser Grünbaum und Noah Grünbaum waren die Söhne von Hirsch und Golde (née Kohn) Grünbaum.

Bertha, Hugo, Minna und Karl Grünbaum besuchten höchstwahrscheinlich dieselbe öffentliche Schule in Themar, die sich damals neben der St. Bartholomäuskirche befand. Den jüdischen Religionsunterricht hatten die Kinder vermutlich bei Hugo Friedmann, der jüdische Lehrer.

Im Jahr 1890 heiratete Bertha Grünbaum Jakoby Seckel. Danach stieg Jakoby in das Geschäft seines Schwiegervaters Loeser Grünbaum ein, das sich immer noch am Marktplatz 116 befand.

Zeitung für Themar. Stadtarchiv Themar.

Jacoby wurde auch in der jüdischen Gemeinde aktiv und war Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts dort Vorstandsmitglied.

Zwischen den Jahren 1891 und 1904 hatten Jacoby und Bertha sechs Kinder, die alle jeweils in Themar geboren wurden. Über fünf der sechs Kinder wissen wir heute relativ viel. Vom ältesten Sohn ist uns dagegen nur bekannt, dass er Albert hieß und im Jahr 1891 geboren wurde.

Seckel-1905-ad-Zft-1Die Familie Seckel verließ Themar bald nach April 1905. Wie wir vermuten, zogen sie damals in eine größere Stadt, weil sie sich dort einen größeren Erfolg versprachen. Loeser Grünbaum, Berthas Vater, starb im Jahr 1904. Im Frühling 1905 verkaufte Jakoby Seckel, der zu dem Zeitpunkt 45 Jahre alt war, das Geschäft an Hugo Grünbaum, mit dem er durch Heirat verwandt war. Der riesengroße Ausverkauf endete am 1. April 1905.

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Die Familie zog von Themar nach Zeitz (in Sachsen-Anhalt). Zeitz befindet sich etwa 40 km südwestlich von Leipzig und war zu dem Zeitpunkt ca. 10 Mal so groß wie Themar. Im Jahr 1910 hatte die Stadt etwa 33 000 Einwohner. Dabei war die jüdische Gemeinde in Zeitz nicht viel größer als die in Themar.

SECKEL, J-Lottchen April 22, 1906
Todesanzeige für Lottchen Seckel, in der Zeitung für Themar. Ein Kreuz in einer jüdischen Todesanzeige war in dieser Zeit keine Seltenheit. Quelle: Zeitung für Themar, 1906, Stadtarchiv Themar.]

Im Jahr 1906 verstarb die 20 Monate alte Tochter Lottchen. Lottchen war das jüngste Kind von Bertha und Jacoby Seckel, das in Themar geboren wurde. Wie sehr Bertha und Jacoby damals noch immer in Themar verwurzelt waren, sieht man daran, dass sie die Todesanzeige in einer Themarer Zeitung aufgaben. Im Jahr 1907 hatten Bertha und Jacoby ein weiteres und damit ihr letztes Kind, die Tochter Gertrud.

Im Jahr 1909 zog die Familie Seckel erneut um. Dieses Mal zogen sie in den Norden nach Altenburg. Die Stadt zählte zu dem Zeitpunkt etwa 40 000 Einwohner, von denen 156 Einwohner jüdisch waren. Die Familie wohnte zunächst Am Rossplan 5.

Die ersten zwei Jahre nach dem Umzug führte Jacoby weiter sein Kolonialwarengeschäft.

19.01.1911-B.-Seckel-Danksagung
Quelle: Zeitung für Themar, 1911.

Dann, am 12. Januar 1911, starb er im Alter von 49 Jahren. Wie bei allen wichtigen Nachrichten verständigte Bertha sofort ihre Freunde und Verwandten in Themar. Die Anzahl der Beileidschreiben, die sie daraufhin erhielt, veranlassten Bertha dazu, erneut eine Anzeige in der Themarer Zeitung aufzugeben, dieses Mal, um allen für ihre Anteilnahme zu danken.

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Am Rossplan 2, Altenburg. Foto: C. Repkewitz 2013.

Im Jahr 1911 wurde Bertha mit 44 Jahren zu einer Witwe mit vier Kindern, die zu dem Zeitpunkt noch alle unter 20 Jahren waren. Bertha kehre nicht zurück nach Themar. Stattdessen blieb sie in Altenburg, zog die Kinder groß und übernahm das Familienunternehmen. Am 27. November 1911 registrierte Bertha das Kolonialwarengeschäft unter ihrem eigenen Namen im Altenburger Handelsregister. Es ist durchaus möglich, dass Berthas Mutter, Johanna Grünbaum, geb. Bergmann, noch vor 1911 nach Altenburg zog. Wenn dies nicht der Fall war, dann zog sie spätestens nach dem Tod von Jakoby zu Bertha und half ihrer Tochter mit den Kindern, damit diese sich besser um das Geschäft kümmern konnte. Zu dieser Zeit zog die Familie nach Rossplan 2 und 3.

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Quelle: Zeitung für Themar, 1917, Stadtarchiv Themar.
Quelle: Eheregister, Stadtarchiv Altenburg

Johanna Grünbaum starb im November 1917; wie gewöhnlich, informierte Familie Seckel die Menschen in Themar über die Todesfälle in ihrer Familie: Lottchen im Jahr 1906, Jacoby im Jahr 1911 und Johanna Grünbaum im Jahr 1917. Kurz nach ihrem Tod, fingen ihre Enkelkinder  ihre eigenen Familien zu gründen. Im Jahr 1919 heirateten beispielsweise zwei Schwestern aus der Familie Seckel zwei Brüder aus der Familie Wohlgemuth: Am 27. Mai 1919 heiratete Klara Seckel (geboren 1893) Max Wohlgemuth. Ein halbes Jahr später heiratete Klaras Schwester Hilda (geboren 1895) Max’ älteren Bruder Emil (geboren 1889). Zwei Jahre später heiratete Sophie Seckel (geboren 1897).  Frederich Fernich, der im Jahr 1893 in Klotten (Nordrhein-Westfallen) geboren wurde.

Die Familie Seckel verließ Altenburg Anfang der zwanziger Jahre. Bertha zog nach Leipzig, wo zu dem Zeitpunkt etwa 700 000 Menschen wohnten und 12 500 der Einwohner waren jüdisch. Dank der Einträge im Telefonbuch aus den dreißiger Jahren wissen wir, dass fast alle in Leipzig im Waldstraßenviertel bis zum Ende der Dreißiger gelebt haben: Bertha wohnte in der Kohlgartenstraße 38. Ihre Tochter Gertrud wohnte wahrscheinlich bis zu ihrer Ehe mit Alfred Münzer bei ihr. Sophie und Frederich Fernich wohnten Am Brühl 29.

Heinrich Seckel, seine Frau Edith und ihre zwei Kinder wohnten zunächst in der Körnerstraße 7 und zogen dann um in die Waldstraße 72. Klara und Max Wohlgemuth wohnten in der Richard-Wagner-Straße 8, bis sie ihr Zuhause und Geschäft in der Leplaystraße 10 einrichteten. Wo sich Hilda in den dreißiger Jahren aufhielt, ist uns leider nicht ganz klar. In den Adressbüchern, die es von der Stadt Leipzig online gibt, gibt es keinen Eintrag vom Emil Wohlgemuth, was darauf hindeuten lässt, dass das Paar zu der Zeit irgendwo anders gewohnt hatte. Hilda und Emil ließen sich im Jahr 1932 scheiden. Emil zog irgendwann nach Berlin, wo er bis zum Ende der dreißiger Jahre blieb. Über Hilda ist uns hingegen weiterhin nichts bekannt.

Spätestens im Juni 1938, wahrscheinlich aber schon vorher, versuchte die Familie Seckel Deutschland zu verlassen. Die Tochter von Heinrich schrieb später in einem Bericht, dass Heinrich im Juni 1938 allein in die USA gereist war, um dort nach Sponsoren für seine Familie zu suchen. Im November 1938 war er allerdings wieder in Leipzig und erlebte mit, wie sein Kleidergeschäft während der Reichspogromnacht (Kristallnacht) niedergebrannt wurde. Danach wurde Heinrich in Dachau inhaftiert und erst im Dezember wieder freigelassen. Am 23. Dezember 1938 meldete Heinrich Seckel für sich und seine Angehörigen, die durch Geburt oder Heirat einen direkten Bezug zu Themar hatten, nämlich für seine beiden Schwestern Klara und Sophie und für seine Mutter Bertha, die aufgezwungenen Zusatzvornamen „Israel“ und „Sara“ an.

Vom Herbst 1938 bis Juli 1941 ist es acht Menschen aus Berthas engstem Familienkreis gelungen Deutschland zu verlassen: drei von Berthas Töchtern, dem Sohn Heinrich, zwei Schwagern und drei Enkelkindern. Der erste, dem die Flucht gelang, war Alfred Münzer, der Ehemann von Gertrud. Er ging Anfang November 1938 in die USA und war bereits vor der Reichspogromnacht in Sicherheit. In den USA wohnte Alfred zunächst in New York und wartete dort auf seine Frau und Tochter Ingrid Dorothea. Heinrich Seckel ging im August 1939 – kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs – nach England. Seine Aufgabe, wie zu der Zeit vieler deutscher Juden, bestand darin, seine Familie zu sich nach England zu holen und dann gemeinsam weiterzuziehen. Auch wenn Heinrich im Endeffekt erfolgreich war, gelang es ihm nicht vor Beginn des Krieges seine Familie aus Deutschland herauszuholen. Er war allerdings geschickt genug, nicht als „Feindlicher Ausländer“ interniert zu werden und wurde somit nicht nach Kanada oder Australien geschickt. Stattdessen immigrierte Heinrich am 29. Juli 1940 in die USA.

Der Krieg erschwerte die Emigrationen erheblich, machte sie aber noch nicht vollkommen unmöglich. So gelang es Sophie und Frederich Fernich am 19. Mai 1940 – nur Wochen bevor Deutschland in Frankreich die Kontrolle übernahm – Europa über St. Nazaire in Frankreich zu verlassen. Ein Jahr später, am 22. Mai 1941, als die Zeit bereits sehr knapp wurde, verließ Gertrud Münzer, geb. Seckel, mit ihrer sechsjährigen Tochter, Ingrid Dorothea, Europa von Lissabon aus. Heinrich Seckels Ehefrau Edith, geb. Glassmann, und die gemeinsamen Kinder Joachim-Philipp und Ilse konnten ebenfalls fliehen. Sie waren Anfang Juli 1941 auf einem der allerletzten Schiffe, die Flüchtlinge aus Europa herausbrachten, und trafen Heinrich in Painesville.

Die Geschichte von Hilda Seckel lässt sich leider noch immer nicht nachverfolgen. Durch einen Zufall haben wir herausgefunden, dass sie im Mai 1940 in Leipzig war. Hildas Schwester Sophie gab nämlich Hildas Kontaktinformation in den Formularen an, die sie für die Immigration in die USA ausfüllte. Später fanden wir im Archiv in Kalifornien, dass Hilda dort gelebt hat und im Jahr 1988 verstorben ist. Was allerdings zwischen den Jahren 1940 und 1988 geschah, ist uns nicht ganz klar.

Aus der Einzahlungskarte in der Datenbank des „Jewish Transmigration Bureau“ (Büro jüdischer Auswanderung) erfahren wir, dass Sophie Fernich versucht hatte ihre Mutter, Bertha Seckel, zu sich in die USA zu holen. Sophie machte im Februar 1941 eine Anzahlung, um die Immigration der Mutter in die USA finanziell zu sichern. Die Warteliste war aber so lang, dass Bertha nicht rechtzeitig dran kam und im Oktober 1941, als die deutschen Behörden die Ausreisen endgültig verbaten, noch immer in Deutschland war. Am 20. März 1942 schlossen die Amerikaner Berthas Akte und erstatteten Sophie die Anzahlung.

Klara Wohlgemuth saß ebenfalls in Deutschland fest, allerdings ist uns über sie viel weniger bekannt. Wir wissen, dass ihr Ehemann Max Wohlgemuth den Holocaust überlebt hatte. Unter Umständen gelang ihm aber auch schon vor dem Beginn der Schoah die Flucht. In ihrem Buch, Menschen ohne Grabstein (2001), schreibt Ellen Bertram, dass Max emigriert ist.  Es ist tatsächlich möglich, dass er wie sein Schwager Heinrich, Deutschland verließ, um später Klara zu sich zu holen, seine Versuche aber misslungen sind. Was wir mit Sicherheit sagen können ist lediglich, dass Max am Ende seines Lebens in den USA lebte und dort im Jahr 1983 gestorben ist.

Berthas und Klaras Situation in Deutschland wurde mit der Zeit immer schlimmer. Anfang 1939 wurden die Leipziger Juden gezwungen in eins der sogenannten „Judenhäuser“ zu ziehen. Aus mehreren Archivdokumenten, unter anderem aus der Einzahlungskarte im „Jewish Transmigration Bureau“ (siehe oben), wissen wir, dass die Familie Seckel zunächst in das „Judenhaus“ in der Humboldsraße 10 kam. Auch Hilda, Gertrud und Heinrich Seckel wohnten dort, bevor sie emigrieren konnten.

Die ersten Deportationen aus Leipzig begannen am 21. Januar 1942, allerdings schafften Bertha und Klara, diesen zu entgehen. Klara konnte auch die Deportation am 10. Mai 1942 ins Ghetto Belzyce vermeiden, weil ihre Fähigkeit mit Pelzen zu arbeiten und ihre Zwangsarbeit als Schneiderin als unentbehrlich angesehen wurden. Bertha, die zu dem Zeitpunkt 75 Jahre alt war, wurde im Mai 1942 auf die Liste für die Deportation in das sogenannte „Ruhestandghetto“ in Theresienstadt gesetzt.

Sterbeurkunde von Bertha Seckel, Ghetto Theresienstadt. Quelle: HOLOCAUST.CZ  Bild vergrößern.

Durch die vielen Emigrationen und Deportationen gab es immer weniger Juden in Leipzig. Diejenigen, die da blieben, wurden erneut gezwungen umzuziehen. Soweit wir das nachverfolgen können, war Klaras letzte Adresse die Gustav-Adolf-Straße 7. Berthas letzter Wohnsitz war die Keilstraße 5. Bertha wurde als Erste deportiert. Sie wurde am 20. September 1942 mit weiteren 8 000 Juden in einem Transport in das Ghetto Theresienstadt gebracht. Auch andere Familienmitglieder der Familie Grünbaum befanden sich auf diesem Transport: Hugo Grünbaum und seine Frau Klara aus Themar; Minna Rosenthal, geb. Grünbaum, aus Apolda und Karl Grünbaum mit seiner Ehefrau Hulda aus Erfuhrt. Aus Berthas Sterbeurkunde erfahren wir, dass Bertha gerade in Theresienstadt ankam, als ihr Schwager Hugo Seckel und seine Frau Else, aus Theresienstadt weiter nach Treblinka deportiert wurden. Berthas Schwägerin Rosa Herzberg, geb. Seckel, war zu dieser Zeit ebenfalls in Theresienstadt. Wir wissen aber nicht, ob Bertha irgendetwas davon wusste. Unter Umständen war diese Information nur der Ghetto-Verwaltung bekannt.

Bertha Seckel, geb. Grünbaum, starb am 30. November 1942, kaum zwei Monate nachdem sie in Theresienstadt angekommen war. Ob Klara vom Tod ihrer Mutter erfuhr, wissen wir nicht.

Am 17. Februar 1943 wurde Klara mit mindestens 116 weiteren Leipziger Juden zusammengetrieben und nach Berlin gebracht. Von dort aus wurden die meisten, höchstwahrscheinlich auch Klara, am 26. Februar 1943 nach Ausschwitz deportiert. Das Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland hat keine Angaben zu ihrem Todestag.

Die Familienmitglieder der Familie Seckel, denen die Flucht in die USA gelungen war, lebten zunächst alle in verschiedenen Bundesstaaten: Sophies Familie lebten zum Beispiel in New York, Heinrich Seckels Familie lebte in Michigan, Hilda und Gertrud lebten in Kalifornien. Heinrich starb im Jahr 1981. Sophie zog zu ihren beiden Schwestern nach Kalifornien und starb dort im Jahr 1983. Hilda, die Siegbert Lippenschutz (geboren 1901 in Berlin) geheiratet hatte, starb im Jahr 1988. Gertrud, das jüngste Kind von Bertha und Jacoby, starb im Jahr 2001.

Es gibt vieles, das wir aus der Geschichte der Familie Seckel lernen können. Bemerkenswert ist unter anderem, dass die Familie trotz einer sehr langen Zeit und den zahlreichen Umzügen niemals ihre Verbundenheit mit Themar verloren hatte und die Stadt niemals vergaß. Nun ist die Stadt Themar verpflichtet, die Erinnerung an die Familie Seckel wach zu halten. Zum Glück gibt es im Stadtarchiv Themar und dem Archiv der Themarer Zeitung einige Spuren der Familie Seckel. Die Zeugenaussagen von Berthas Tochter, Schwiegersohn und Enkelin im Yad Vashem „Central Database of Shoah Victims’ Names“ enthalten ebenfalls viele wichtige Informationen. Auch Recherchen anderer Forscher haben dazu beigetragen, dass wir immer mehr Details herausfinden konnten und die Geschichte der Familie Seckel stückchenweise zusammentragen konnten.

Wir bedanken uns ganz besonders bei Christian Repkewitz aus Altenburg für die Informationen, die er über das Leben der Familie Seckel in Altenburg beigesteuert hat. Seine Recherche über die Stadt Altenburg, sowie den Stadtplan der Stadt finden Sie hier.

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Anmerkungen:

  1. Die Schreibweise der einzelnen Namen, beispielsweise Klara und Bertha, wurde den Dokumenten entnommen, die sie einst selbst ausgefüllt hatten.
  2. Klara Wohlgemutes Schwiegereltern gehören zu den Opfern der Shoah. Klaras Schwiegervater Nathan Wohlgemuth und ihre Schwiegermutter Fredericke Wohlgemuth, geb. Peritz, wurden zunächst am 31. Juli 1942 von Berlin nach Theresienstadt und dann am 26. September 1942 weiter nach Treblinka deportiert. Klaras Schwager und Hildas erster Ehemann, Emil Wohlgemuth, wurde am 29. Januar 1943 direkt von Berlin nach Auschwitz deportiert.
  3. Vieles was wir über die Familie von Heinrich Seckel wissen, haben wir aus der Online-Biographie entnommen, die in Begleitung zum Stolperstein für Arno Glassmann, dem Bruder von Edith Glassmann aus Hamburg, zusammengestellt wurde. Edith Glassmann Seckel hat alle ihre drei Brüder in der Schoah verloren.

Quellen:
Ancestry.com. Public Family Trees.
Ancestry.com. Jewish Transmigration Bureau Deposit Cards, 1939-1954 (JDC) [database on-line]. Provo, UT, USA: Ancestry.com Operations Inc, 2008.
Ancestry.com. New York Passenger Lists, 1820-1957 [database on-line]. Provo, UT, USA: Ancestry.com Operations, Inc., 2010.
Bertram, Ellen. Menschen ohne Grabstein: Die aus Leipzig deportierten und ermordeten Juden. Leipzig: Passage-Verlag, 2001.
Human, Rudolf Armin. Geschichte der Juden im Herzogtum Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Hildburghausen: Kesselring, 1898/reprinted Weimar: F. Fink, 1939.
Deutsches Arciv. Gedenkbuch
Jüdische Gemeinde Themar. Geburtsregister 1876-1937. Thüringen Staatsarchiv Meiningen.
Kowalzik, Barbara. Wir waren eure Nachbarn: Die Juden in Leipziger Waldstraßenviertel. Leipzig: Pro Leipzig, 1996.
Leipzig Adressbücher, 1920, 1930, 1932, and 1936
Yad Vashem. Database of Shoah Victims‘ Names. Pages of Testimony for Bertha Seckel, Klara Wohlgemuth, and Emil Wohlgemuth
Zeitung für Themar und Umgegend, 1904-1934. Kirchenarchiv Themar.
Zeitung für Themar, 1900-1903. Stadtarchiv Themar.