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Die jüdischen Lehrer in Themar

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Der Israelit

In der jüdischen Gemeinde in Themar gab es immer einen Lehrer, der sich um die religiösen Bedürfnisse der Gemeindemitglieder gekümmert hatte. In der Anzeige vom 19. Oktober 1898 kann man sehen, welche Voraussetzungen ein Lehrer erfüllen musste: Er – es musste ein Mann sein – musste die Gemeinde im Gebet anführen und als Kantor fungieren; er musste die Kinder in der jüdischen Religion unterrichten und war außerdem für das koschere Schächten der Tiere zuständig. Das Gehalt betrug 1150 Mk. Dazu bekam der Lehrer eine Wohnung zur Verfügung gestellt und hatte die Möglichkeit noch zusätzlich Geld zu verdienen.

„Nur vom Staat geprüfte Bewerber würden in Betracht kommen“ – das verlangte das Gesetz in Sachsen-Meiningen. Vermutlich wurden die ersten Lehrer, die von der Gemeinde in Themar eingestellt wurden, beim Schullehrer-Seminar in Hildburghausen ausgebildet. Die Ausbildungsstätte wurde im Jahr 1795 gegründet und bildete sowohl jüdische als auch nicht-jüdische Schullehrer aus. Die jüdischen Studenten hatten Unterricht in jüdischen Fächern sowie in Hebräisch. Mehrere bedeutende Lehrer hatten beim Schullehrer-Seminar in Hildburghausen unterrichtet, darunter: Salomon Steinhart und Julius Rosenthal.

I. Schwierz, Hibu Lehrerseminar
Former Teachers‘ College, Hildburghausen

Israel Schwierz hatte dieses Foto von dem Schullehrer-Seminar in Hildburghausen gemacht. Heute dient das Gebäude als ein Gymnasium. Die beiden Lehrer, die im zwanzigsten Jahrhundert unterrichteten – Hugo Friedmann und Moritz Levinstein – hatten eine andere Ausbildungsstätte besucht.

Die Lehrer wohnten mit ihren Familien jeweils in dem Synagogengebäude in der Hildburghäuser Str. 17. in einer Wohnung über der Schule und dem Gebetsraum. Abraham Walther kaufte das Gebäude im Jahr 1870 und übergab es nach der Fertigstellung im Jahr 1877 an die jüdische Gemeinde.

Dieses Foto wurde Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts aufgenommen und zeigt den amtierenden Lehrer (im Fenster links). Leider ist uns nicht bekannt, um welchen Lehrer er sich dabei genau handelt.

Synagogue ThemarDafür kennen wir die Lebensgeschichten von mehreren Lehrern, die in Themar unterrichtet hatten. Für die jüdische Gemeinde waren die Lehrer unentbehrlich und sie spielen eine sehr wichtige Rolle, wenn man sich ein Bild von der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Themar machen möchte.

Die Liste der Lehrer in Themar in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts:
Simon Lang: 1848-1876
Leopold Ludwig: 1877-15 Januar 1889
Leo Kahn: 15 Jan 1889-30 Sept 1889
Gustav Hofmann: 1 Okt 1889-1 Mai 1897
Jacob Emanuel: Juni 1897-1899
NUK: Oct 1899-30 Sept 1900
Hugo Friedmann: Okt 1900-1909
Moritz Levinstein: 1910-1938

Quellen:
Alemmania-judaica, „Themar.
Human, Rudolf Armin. Geschichte der Juden im Herzogtum Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Schriften des Vereins für Sachsen Meiningische Geschichte u. Landeskunde, vol. 30, 1 July 1898.
Hildburghausen: Kesselring, 1898/ reprinted Weimar: F. Fink, 1939.
Schwierz, Israel u. Johannes Mötsch. Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in Thüringen: eine Dokumentation. 2007,. pp. 160-161