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Welche Folgen hatte der Erste Weltkrieg für die jüdischen Familien in Themar?

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Am 1. August 1914 erklärte Deutschland Russland den Krieg. Zwei Tage später gab Deutschland auch an Frankreich die Kriegserklärung und die deutschen Truppen marschierten in Belgien ein. Als Deutschland sich am 4. August 1914 weigerte, die Invasion in Belgien zu stoppen, erklärte Großbritannien mit der Unterstützung von anderen Mitgliedern des Britischen Commonwealth, Deutschland den Krieg. In ihrem Buch „War that ended Peace“ erklärt die kanadische Historikerin Margaret McMillan’s, wie der Erste Weltkrieg begonnen hatte.

Die Deutschen – sowohl die Juden als auch die Nichtjuden – eilten enthusiastisch zu den Fahnen. Zehntausend jüdische Männer meldeten sich freiwillig zum Dienst und leisteten einen beachtlichen Beitrag. „100 000 jüdische Männer dienten in der deutschen Armee. Sie dienten im Heer, in der Marine und in den Schutztruppen. Mindestens 12 000 Männer fielen auf dem Feld der Ehre.“ Von den jüdischen Männern, die für das deutsche Vaterland gekämpft hatten, kamen mindestens 36 Soldaten aus Themar. Aus der Familie Josef und Hulda Kahn kam niemand wieder zurück.

Für die jüdischen Familien aus Themar, wie auch für die anderen jüdischen Familien, hatte der Krieg verheerende Folgen: Söhne, Enkeln, Cousins und andere Verwandte zogen in den Krieg. Viele von ihnen kamen nicht mehr wieder. Anderseits kamen aber neue Menschen nach dem Ende des Krieges in die Stadt: Paul Rosengarten, der aus Russland zurückkehrte, traf beispielsweise Bertha Schwab in Themar und beschloss daraufhin einfach da zu bleiben. Die Familie von Paul und Bertha Rosengarten wurde zu einer der bedeutenden jüdischen Familien in Themar.

Unten stehen die Namen von 36 jüdischen Männern die auf die jüdischen Familien von Themar verbunden waren und die im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft hatten. Wir haben zur Information hinzugefügt, zu welchen Familien diese Männer jeweils gehört hatten. Wir bedanken uns herzlich bei all denen, die uns Fotographien und Dokumente aus ihren Familienarchiven zur Verfügung gestellt haben.

Die Familie von Samuel und Jette, geb. Walther, BAER

  1. Der Urenkelsohn Herbert Grossmann, der Sohn von Hulda Grossmann, geb. Bär, geboren im Jahr 1897 in Chemnitz, fiel im Krieg am 6. November 1916.
  2. Ein Verwandter durch Heirat: Julius Schloss, geboren im Jahr 1893, war der Bruder von Selma Bär, der Schwiegertochter von Samuel und Jette. Julius fiel am 24. Juli 1916 in der Schlacht an der Somme. Der Name „Julius Schloss“ wurde auf dem Grabstein in Sondheim von der Rhön eingraviert. Der Friedhof befindet sich gegenüber dem Haus seiner Eltern, Samuel und Philippine Schoß.
  3. Ein Verwandter durch Heirat: Hermann Stern, geboren im Jahr 1891 in Hindburghausen, kämpfte im Ersten Weltkrieg. Er wurde schwer verwundet (ein Bein wurde amputiert), aber er überlebte. Hermann und Selma Bär, geb. Schloss, die im Jahr 1913 verwitwet wurde, heirateten im März 1917.

Die Familie von Löb und Jette, geb. Hermann, FRANKENBERG

  1. Der Enkel Julius Mühlfelder, geboren im Jahr 1891 in Themar, wurde von der Armee ausgemustert. Wie aus der Autobiografie seines Sohnes Ludwig hervorgeht, hatte er die Ausmusterung „seiner Statur und seinem Gesundheitszustand“ zu verdanken. Statt zu der Armee zu gehen, arbeitete Julius für die jüdische Firma Simon Werke, die Waffen für den Krieg herstellte.
  2. Der Schwiegerenkel Louis Sander, geboren im Jahr 1889, der Ehemann von Hilde Sander, geb. Frankenberg, war Frontkämpfer.

Die Familie von Samuel und Lotte, geb. Stein, GASSENHEIMER

  1.  Der Sohn Siegmund Gassenheimer, geboren im Jahr 1882 in Themar, lebte in Dresden und war ein Kriegssanitäter.
  2. Der Enkel Paul Marcus, der Sohn von Emma, geb. Gassenheimer, und Simon Marcus, geboren im Jahr 1893 in Dessau, war im Kriegsdienst.
  3. Der Enkel Siegfried Marcus, der Sohn von Emma, geb. Gassenheimer, und Simon Marcus, geboren im Jahr 1893 in Dessau, war im Kriegsdienst.
  4. Der Enkel Erich Marcus, der Sohn von Emma, geb. Gassenheimer, und Simon Marcus, geboren im Jahr 1896 in Dessau, war im Kriegsdienst. Erich wurde verwundet.
  5. Der Enkel Herbert Gassenheimer, der älteste Sohn von Ernst und Rosa Gassenheimer, geboren im Jahr 1898 in Themar, war an der Front. Wie aus dem Brief von Dr. Ernst Lehmann an die Gestapo im Jahr 1938 hervorgeht, wurde Herbert vergast.

Die Familie von Samuel und Blümche, geb. Lippmann, HOFMANN

  1. Salomon Hofmann, der Enkel von Samuel und Blümche. Salomon wurde in Themar im Jahr 1869 geboren, der Sohn von Lippmann, geb. in Marisfeld, und Frederick/Frädel, geb. Sachs, aus Berkach.

Die Familie von Josef und Hulda, geb. Walther, KAHN

  1. Der Sohn Leonhard Kahn, geboren am 12. Oktober 1890 in Themar, fiel am 30. Oktober 1914 [Ort unbekannt].
  2. Der Sohn Friedrich Daniel Kahn, geboren am 8. Oktober 1894 in Themar, fiel am 2. Oktober 1914 [Ort unbekannt].
  3. Der Sohn Adolf Kahn, geb. 23 Sep 1902, war Kriegsteilnehmer.
  4. Der (älteste) Sohn Albert Kahn starb im Jahr 1909 bei einem Unfall auf dem Militärstützpunkt in Meiningen, wo er stationiert war.
  5. Der Schwiegersohn Markus Rosenberg, der Ehemann von Else Kahn, war im Kriegsdienst. Markus’ Bruder, Max Rosenberg, fiel am 14. Februar 1918.
  6. Ein Verwandter, Bernhard Kahn, geboren am 11. April 1899 in Marisfeld, fiel am 24. September 1918.
  7. Hermann Kahn aus Marisfeld, auch ein Verwandte, war auch ein Soldat.

Die Familie von Meier und Karoline, geb. Eisenfresser, MAYER

  1.  Der Sohn Hermann Mayer, geboren im Jahr 1877 in Schnaittach, befand sich zwischen dem Jahr 1917 und November 1918 im Kriegsdienst.
  2. Der Schwiegersohn Heinrich Wolf, der Ehemann von Frieda, geboren am 14. Februar 1882 in Sulzbürg, fiel am 1. Oktober 1915. Nach Heinrichs Tod zog seine Frau Frieda mit ihren beiden Kindern, Flora und Albert, zu ihren Eltern, Meier und Karoline Mayer, und ihrer Schwester, Nanett Levinstein, nach Themar.
  3. Der Schwiegersohn Moritz Levinstein, der Ehemann von Nanett, geboren in Sontra, war im Kriegsdienst.
  4. Der Enkelsohn Ernst Mayer, geb. 1893 in Fürth, der Sohn von Moses und Mathilde Mayer, war im Kriegsdienst und verlor ein Bein.

Die Familie von Salomon und Karoline, geb. Friedmann, MÜLLER

  1. Der Enkel Max Müller I, der Sohn von Maier und Babette Müller, geboren im Jahr 1873 in Themar, war im Kriegsdienst und überlebte.
  2. Der Enkel Karl Müller, der Sohn von Maier und Babette Müller, geboren im Jahr 1886 in Themar, war im Kriegsdienst und überlebte.
  3. Der Enkel Max Müller II, der Sohn von Nathan und Berta Müller, geboren im Jahr 1884 in Marisfeld, war im Kriegsdienst und überlebte.
  4. Eine Verwandte durch Heirat, Clara Müller, die Ehefrau von Max Müller II, verlor ihren Bruder Salomon/ Sally Nussbaum im Krieg. Er fiel am 6. Mai 1916 in Cumiers-Wald in der Schlacht um Verdun.
  5. Ein Verwandter durch Heirat: Adolf Neuhaus, der Ehemann von Emma Steindler, die Schwester von Pauline, Max und Frieda Steindler, war im Kriegsdienst.
  6. Zwei Verwandter durch Heirat: Leopold und Max Steindler, die Brüder von Pauline Müller, geb. Steiler, und Schwäger von Leopold Müller waren im Kriegsdienst.

Die Familie von Hirsch und Rosa, geb. Laub, FRIEDMANN

  1. Der Enkel Georg Sachs, geboren im Jahr 1872 in Berkach
  2. Der Enkel Max Sachs, geboren im Jahr 1874 in Berkach
  3. Der Enkel Felix Sachs, geboren im Jahr 1895 in Themar
  4. Der Urenkel Fritz Schwab, geboren im Jahr 1891 in Berkach
  5. Der Urenkel Kurt Schwab, geboren im Jahr 1891 in Berkach

Die Familie von Abraham und Regina, geb. Epstein, SCHWAB

  1. Der Schwiegersohn Paul Rosengarten, der Ehemann von Berta Schwab, geboren im Jahr 1893 in Herbede, kämpfte an der Ostfront. Es lässt sich vermuten, dass Paul in Themar anhielt, dort seine zukünftige Ehefrau Bertha kennenlernte und daraufhin beschloss in der Stadt zu bleiben.
  2. Paul Rosengartens älterer Bruder Adolf Rosengarten, geboren im Jahr 1889 in Herbede, fiel im April 1916.

Die Familie von Nathan u. Malwine, geb. Frankenberg, WERTHEIMER

  1. Milton Wertheimer, geboren 1886 Themar

Es kann sein dass auch diese Männer aus Themar im Krieg waren:: 

  1. Julius Kahn, geb. 1896 Themar, wohnhaft in Nürnberg
  2. Julius Wertheimer, geb. 1886 Themar, wohnhaft in Coburg
  3. Milton Wertheimer, b. 1886 Themar, wohnhaft in Coburg
  4. Nathan Wertheimer, b. 1890 Themar, wohnhaft in Coburg
  5. Josef Katz, b. 1893 Themar, wohnhaft in Dessau
  6. Erich Katz, geb. 1898 Themar

Am 9. November 1918 endete der Erste Weltkrieg. Themar ehrte die Gefallenen mit einem beeindruckenden Kriegsdenkmal. Hinter dem Denkmal (auf der Postkarte rechts oben) sieht man die Villa Wolf — das Zuhause von Meier und Karoline Mayer, Frieda, Albert und Flora Wolf. 1.5 WWI Memorial.Villa Wolf

Die Namen der toten Söhne von Josef und Hulda Kahn — Friedrich Daniel und Leonhard — waren auf dem Denkmal eingraviert. Das Denkmal selbst wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, doch Fritz Stubenrauch rettete die Gedenktafeln mit den Namen. Diese befinden sich heute in der Friedhofskirche.

Quellenangabe:
Große deutsche Patrioten: Jüdische Soldaten im Ersten Weltkrieg,” SpiegelOnline, 29.06.2014